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Worum es uns geht
Auf den Punkt gebracht: Freimaurerei ist Persönlichkeitstraining. Oder konkreter gesagt: Wir sind ein Bund von Männern, von denen jeder daran arbeitet, ein besserer Mensch zu werden. Dies für uns selbst und zum Wohle aller anderen. Das soll nicht hochtrabend klingen, nein, wir streben das im Wissen an, dass dies nur in ganz kleinen Schritten möglich und der Erfolg ungewiss ist.
Natürlich kann man das auch mit den abstrakten Begriffen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Humanität und Toleranz umschreiben, wie es oft geschieht; aber letztlich geht es um unser „kleines Selbst“ im wirklichen Leben.
Mehr Intelligenz des Herzens
Im heute üblichen professionellen Sprachduktus könnte man es auch so sagen: Freimaurerei ist ein Programm zur Selbstoptimierung. Es unterstützt die Brüder bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihrer sozialen Kompetenz. Das Ziel ist mehr Empathie, mehr „Intelligenz des Herzens“. So etwas ist im stillen Kämmerlein nicht leicht möglich. In einer Gemeinschaft geht es besser: Daher treffen wir einander in regelmäßigen Abständen zu sogenannten Logenarbeiten. Diese folgen einem alten festgelegten Ritual.
Voraussetzung ist ein Klima des Vertrauens
Damit so etwas ohne die sonst übliche und vielleicht auch notwendige „Maskerade“ geschehen kann, müssen sich die Brüder öffnen und zueinander ehrlich sein können. Das geht nur mit viel Vertrauen. Wenn Logen funktionieren, haben sie ein inneres Klima entwickelt, das auch neuen Brüdern sehr schnell Sicherheit gibt, und zwar unabhängig von der wechselseitigen Chemie, also den konkreten Gefühlen, die ein jeder gegenüber jedem Anderen empfindet. Wir nennen das Brüderlichkeit.
Natürlich treffen wir einander auch außerhalb unserer rituellen Zusammenkünfte: oft gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Familienangehörigen. Viele finden in den Logen auch Freunde fürs Leben, also Beziehungen, die über die Brüderlichkeit hinausweisen.
Nur so kann die Welt ein wenig besser werden
Hinter all dem steht die Idee, dass die Welt nur menschlicher werden kann, wenn jeder an seiner eigenen Humanität arbeitet: nicht an der des Anderen sondern an sich selbst. Wobei es nicht bei wohlfeilen Vorsätzen bleiben soll: Letztlich ist Freimaurerei eine ethische Lebenskunst, bei der es auf das konkrete Tun und Lassen ankommt.
Aber was ist mit der freimaurerischen Lehre? Wird diese hier verschwiegen? Die Antwort ist ganz einfach: So etwas gibt es nicht. Es gibt keine Lehrsätze, keine Dogmen, und dennoch keinen Nihilismus. Irgendwie funktioniert es: oft ganz passabel und manchmal auch recht gut.
Worum es uns nicht geht
Dieser Abschnitt ist nur notwendig, weil es immer noch Menschen gibt, die der Freimaurerei alles mögliche und unmögliche unterstellen. Daher ganz allgemein gesagt: Freimaurerei ist keine Religion oder Konfession, keine Partei, kein berufliches Netzwerk, auch keine karitative Organisation und keine Bühne zum Ausleben persönlicher Egoismen.
Auch wenn die eine oder andere dieser Vorgaben nicht vollkommen erreicht wird: Sie gelten, und es herrscht ein inneres Klima, das hilft, Ausreißer einzufangen.
Die alten Mächte waren gegen die Freimaurerei
Wenn das alles stimmt, warum ist dann das Ansehen der Freimaurerei in der Öffentlichkeit – sagen wir – eher durchwachsen? Ja leider! Dies ist ein Erbe der Geschichte. Die offene und demokratisch verfasste Gesellschaft, die den Menschen Selbstbestimmung zugesteht, ist ja noch nicht so alt. In den Zeiten davor setzte sich die Freimaurerei auch für Systemänderungen ein, vor allem für Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat, Bürger- und Menschenrechte. Und dies gegen die damals herrschenden Mächte: von den dogmatischen Kirchen, den absolutistischen Herrscherhäusern bis zu den autoritären und totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts wie Nationalsozialismus, Faschismus und Kommunismus. Diese Mächte wehrten sich. Ihre Helfer schlugen mit abenteuerlichen Verschwörungstheorien zurück und, wenn sie die Macht hatten, mit Verboten.
Wirklich wichtig ist das aber heute nicht mehr. Die offene Gesellschaft hat sich durchgesetzt, und die österreichische Freimaurerei ist ein Teil davon. Wir sind dankbar, dass wir uns auf das konzentrieren kann, worum es uns letztlich geht: unseren Mitgliedern zu helfen, bessere Menschen zu werden und dadurch die Welt um ein Quäntchen humaner zu machen.
Weshalb wir ein diskreter Bund sind
Wir sind kein Geheimbund. Wir sind aber ein diskreter Bund. Das wir oft verwechselt. Ein Geheimbund wäre ja eine Organisation, von deren Existenz die Außenwelt nichts weiß. Von uns weiß die Außenwelt und wissen die Behörden: Alle Logen sind eingetragene Vereine.
Richtig ist: Vor Jahrhunderten, als es noch keine Versammlungsfreiheit und kein Recht auf Privatheit aber eine misstrauische Obrigkeit gab, haben sich Menschen, die über eine bessere Welt nachdenken wollten, nur im Geheimen treffen können. Doch das ist in unserer Weltgegend zum Glück vorbei.
Alle Logen stehen im Vereinsregister
Heute sind alle Logen genauso wie andere Vereine bei den zuständigen Behörden angemeldet. Ebenso ihre Statuten und die wechselnden Vorstände, die gemäß dem Vereinsgesetz gewählt werden. Jeder kann das im Vereinsregister einsehen. Und im Telefonbuch stehen wir auch. Über diese Webseite sind wir per Mail und brieflich erreichbar. Der jeweilige Großmeister ist öffentlich bekannt und zum Beispiel von den Medien jederzeit ansprechbar.
Auch wenn wir kein Geheimbund sind, legen wir aber auf eine gewisse Diskretion wert. Jedes Mitglied kann von sich selbst sagen, dass es Freimaurer ist; viele tun das auch. Es ist jedoch unzulässig, die Mitgliedschaft anderer Brüder offen zu legen.
Datenschutz ist Menschenrecht
Diese Zurückhaltung hat einen doppelten Sinn: Erstens gibt es immer noch Menschen, die gegen Freimaurer feindselig eingestellt sind; daher muss jeder Bruder selbst entscheiden können, ob er die Mitgliedschaft in seinem Umfeld offenbart oder nicht. Und zweitens bedarf der eigentliche Vereinszweck, nämlich an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten, einer gewissen Diskretion. Das versteht sich von selbst: Menschen, die in diesem höchstpersönlichen Bereich professionell arbeiten, sind dazu sogar gesetzlich verpflichtet.
Die Freimaurer unterwerfen sich dem freiwillig. Wir haben den Eindruck, damit auch Zeichen für die Zukunft zu setzen. In Zeiten einer überbordenden Transparenz durch das Internet und andere digitale Techniken entwickelt unsere Gesellschaft spürbar das Bedürfnis, sich die über Jahrhunderte erkämpften privaten Freiräume nicht wieder nehmen zu lassen und diese dort, wo sie schon verloren scheinen, wieder zurückzuerobern. Das unterstützen auch wir Freimaurer.
Was eine Loge ist
Eine Loge ist die Basisgemeinschaft der Freimaurerei. Basis deshalb, weil die meisten Freimaurerlogen Teil eines Verbundes sind, der üblicherweise als Großloge bezeichnet wird: eine Art Dachverband. Dieser gibt ein grundsätzliches Reglement vor, innerhalb dessen die Logen jedoch autonom sind.
Das französische Wort Loge bezieht sich auf das englische „lodge“; die heutige Freimaurerei ist ja in England entstanden. Das Wort erinnert an ganz alte Zeiten, als Freimaurer noch Dombaumeister waren und sich in „lodges“ versammelten, also in Häuschen oder Hütten neben den großen Dombaustellen.
Logen sind demokratisch verfasste Vereine
Die Logen unserer Großloge von Österreich zählen zwischen zwanzig und siebzig Mitglieder. Sie sind demokratisch verfasst: An der Spitze steht in jeder Loge ein „Meister vom Stuhl“, der jährlich oder alle zwei Jahre neu gewählt wird; ebenso weitere Vorstandsmitglieder.
Das einigende Band aller Logenmitglieder ist die „Brüderlichkeit“. Was das bedeutet, versteht man am besten in Abgrenzung zu Freundschaft und gesellschaftlicher Solidarität. Seine Freunde sucht jeder selbst aus, und gesellschaftliche Solidarität ist eine Art Versicherung auf Gegenseitigkeit. Brüderlichkeit ist weder das eine noch das andere. Sie ist aktive Zustimmung zum nicht selbst ausgewählten Gegenüber. Dadurch unterscheidet sie sich auch von einer zufällig zusammen gewürfelten und unverbindlichen Abendrunde.
Die Mitglieder nennen einander Brüder
Das Prinzip der Brüderlichkeit in den Logen ist in der Tatsache begründet, dass sich die Freimaurerei bewusst als Gemeinschaft von Ungleichen versteht. Es ist eine sehr gute Übung zu lernen, Mitmenschen brüderlich zu akzeptieren, obwohl sie andere Erfahrungen, Fähigkeiten und Wissensschätze mitbringen; obwohl sie anders ticken und obwohl sie vielleicht sogar eine andere zwischenmenschliche Chemie ausstrahlen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl in einer Loge wird weder durch gleichlautende Überzeugungen noch durch verbindende Interessen gestiftet, sondern über die Akzeptanz des freimaurerischen Ziels und das gemeinsame Ritual. Das ist die freimaurerische Methode.
In symbolischer Anlehnung an die Welt der alten Dombaumeister gliedern sich die Mitglieder einer Loge in Lehrlinge, Gesellen und Meister. Im freimaurerischen Verständnis ist das kein hierarchischer Aufbau, er steht vielmehr für die Entwicklungsstufen beim Hineinwachsen neuer Brüder in die Loge.
Vom Lehrling über den Gesellen zum Meister
Auf der Stufe des Lehrlings hat das neu aufgenommen Mitglied die Aufgabe, zuerst ein realistisches Bild von sich selbst zu finden. Der Auftrag lautet: „Schau in Dich!“ Als Geselle soll der Freimaurer dann lernen, seinen Platz in der Welt zu erkennen. Jetzt heißt der Auftrag: „Schau um Dich!“ Und auf der Meisterstufe sollte sich ein Freimaurer der eigenen Endlichkeit und seiner transzendenten Bindung bewusst werden: „Schau über Dich!“ Diese Abfolge ist eine gute Hilfe, wenn es darum geht, sich zu einem besseren Menschen zu entwickeln. Aber auch wenn das alles ganz einfach klingt: Wenn man es ernst meint, ist es schwierig genug.
Der dreigliedrige Einstieg in die Freimaurerei dauert üblicherweise etwa drei Jahre. Meister bleibt man dann bis zum Lebensende.
Was es mit dem Ritual auf sich hat
Gewöhnlich erzählen wir Freimaurer nicht gern vom Ritual, in das unsere regelmäßigen Treffen eingebettet sind. Man muss es nämlich mitgemacht haben, um sein Wesen zu verstehen. Es ist wie bei der Musik: Ein Notenblatt zu lesen, heißt noch lange nicht, die Musik in sich klingen zu hören. Das Geheimnis liegt im Erleben. Aber versuchen wir es einmal.
Das Ritual als Entschleunigung des Alltags
Die Mitglieder jeder Loge treffen sich einmal wöchentlich oder vierzehntäglich zum rituellen Miteinander: zu den so genannten Logenarbeiten. Den Raum unserer Treffen nennen wir Tempel: ein Wort, das auf das lateinische „contemplare” hinweist, also betrachten oder erwägen oder vertiefen. Das trifft es ganz gut, worum es geht.
Am Beginn werden feierlich einige Kerzen entzündet und freimaurerische Symbole wie der Zirkel und das Winkelmaß aufgelegt. Das sind die in der Öffentlichkeit bekanntesten Freimaurerzeichen. Der Zirkel symbolisiert Humanität: In seinen Kreis sollen alle Menschen eingeschlossen sein. Und der rechte Winkel steht für Recht, Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit und Redlichkeit. Diese uralten Symbole werden überall verstanden. Im Gegensatz zu penibel formulierten Normen bieten sie die Möglichkeit individueller Interpretation und Anpassung an die Veränderungen des Lebens.
Die Logenarbeit
Die Logenarbeit läuft nach einem vorgegebenen Muster ab. Zu Beginn und am Ende sind es rituelle Wechselreden zwischen dem Stuhlmeister und einigen anderen Brüdern. Es sind jedes Mal dieselben Texte. In seiner Wirkung auf die teilnehmenden Brüder ist es eine Art gruppendynamische Übung zur Entschleunigung aus dem hektischen Alltag, um Platz zu schaffen für die persönliche Besinnung. Meist gibt es bei den Logenarbeiten auch einen Vortrag (wir nennen das: Baustück), über den nachher diskutiert und reflektiert wird.
Es geht dabei aber nicht ums Besserwissen, schon gar nicht um die Durchsetzung von Positionen, sondern um das Verstehen des Anderen, um die Erweiterung des Horizonts durch zusätzliche Gedanken. Niemand wird wegen seiner Meinung kritisiert, niemandem wird eine andere aufgenötigt. Die freimaurerische Gesprächskultur ist eine Nicht-Kontroversielle. Und es werden keine Diskussionen über aktuelle parteipolitische Streitfragen oder über persönliche religiöse Überzeugungen geführt.
Auch wenn die Worte, die im freimaurerischen Ritual gesprochen werden, viel an angesammelter Weisheit enthalten, liegt ihre Kraft nicht nur im Inhalt, sondern wie bei jedem immer wiederkehrenden Interaktionsritual in der Wiederholung. Noch mehr als den denkenden Kopf sprechen sie vielleicht das fühlende Herz an, oder um es wissenschaftlich korrekt zu sagen: tiefere Schichten unseres Bewusstseins.
Aber ist das nicht antiquiert, diese Schürzen oder Ausdrücke wie Stuhlmeister
Es ist klar, dass Rituale für Außenstehende immer gewöhnungsbedürftig sind. Die freimaurerischen Gebräuche sind sicher althergebracht. Aber wir denken, dagegen spricht nichts, schon gar nicht in Zeiten, die sich so schnell verändern, dass sich viele Menschen überfordert fühlen und gern zu Altbewährtem Zuflucht nehmen. Jeder kennt das.
Wir sagen übrigens nicht „die Schürze” oder „die Schürzen“ sondern „der Schurz“ und in der Mehrzahl „Schurze“. Dieses rituelle Accessoire erinnert symbolisch an die Arbeitskleidung der alten Dombaumeister, die Vorläufer der Freimaurer. Oder die Bezeichnung „Stuhlmeister“ oder eigentlich „Meister vom Stuhl“: Dieses Bild mit dem Stuhl steckt doch auch im „Vor-Sitzenden“ oder im englischen „chairman“; nur da sind wir’s gewohnt. Wichtiger als das alte Wort selbst ist aber die verbindliche Regel, dass der Stuhlmeister von den Brüdern jedes Jahr in demokratisch geheimer Wahl bestimmt wird, damit die Logendemokratie lebendig bleibt.
Alle Menschen brauchen Rituale
Rituale und die mit ihnen verbundenen Symbole erfüllen tiefe menschliche Bedürfnisse. Sie sind gemeinschafts- und persönlichkeitsbildend. Nach einer ritualarmen Zeit als Folge des Ritualmissbrauchs durch die Nationalsozialisten haben heute viele Menschen den Wert gemeinschaftsbildender Rituale wiederentdeckt, sei es bei Jubiläen, bei Hochzeiten oder auch bei Begräbnissen.
Die freimaurerischen Rituale sind auf der ganzen Welt ähnlich. Jenes der Großloge von Österreich stammt in seinen Grundzügen aus dem späten 19. Jahrhundert. Es steht nicht in Konkurrenz zu religiösen Zeremonien. Viele Brüder gehören auch konfessionellen Gemeinschaften an.
Wie man Freimaurer wird
Diese Frage wird uns oft gestellt, und sie ist einfach zu beantworten: Entweder wird man von einem Freimaurer aus dem persönlichen Umfeld angesprochen und eingeladen; oder man meldet sich selbst bei der Großloge.
Darum prüfe wer sich bindet …
Allerdings sollte man sich den Beitritt zu einer Loge genauer überlegen als etwa zu einem Sportverein. Das ist verständlich, wenn man den Vereinszweck bedenkt: durch Arbeit an sich selbst in Gemeinschaft mit anderen Menschen, die einem viel persönliches Vertrauen schenken, ein besserer Mensch zu werden.
Weil das so ist, folgt jedem Beitrittsansuchen ein wechselseitiges Prüfungsverfahren, also mehrere Gespräche des Suchenden, wie wir Aufnahmewerber nennen, mit Logenmitgliedern, um festzustellen, ob man zueinander passt. Das kann dauern: oft über ein Jahr oder länger. Ist das Ergebnis der Prüfung positiv, stimmen die Brüder bei einer Logenarbeit ab: natürlich geheim, so wie es sich demokratisch gehört.
Die Mitglieder müssen zustimmen
Für ein Ja ist dann allerdings eine hohe qualifizierte Mehrheit notwendig: Schon bei drei Gegenstimmen wäre der Kandidat für diese Loge abgelehnt. Dank des vorgelagerten Prüfungsverfahrens kommt das nicht häufig vor.
Auch diese hohe qualifizierte Mehrheit hat ihren Sinn im eigentlichen Vereinszweck. Es wäre kontraproduktiv, jemanden aufzunehmen, gegen den es erhebliche Mentalreservationen gibt. So etwas könnte das Binnenklima einer Loge unterminieren. Außerdem würde ein Neuer, der nicht dazu passt, nicht so leicht in die Atmosphäre des brüderlichen Vertrauens einbezogen.
Dann die Aufnahme
Um die prinzipielle Bedeutung einer Aufnahme zu unterstreichen, ist diese nicht nur ein formaler Vorgang, der mit dem Eintrag ins Mitgliederverzeichnis erledigt ist, sondern ein ritueller Festakt, an dem viele Brüder teilnehmen und den Neuen herzlich begrüßen.
Gelegentlich geschieht es dann doch, dass ein Aufgenommener nach einiger Zeit die Loge wieder verlassen will – das kann er ohne Weiteres tun.
Weshalb Freimaurer werden
Bleibt noch die Frage nach dem Grund: Weshalb wird jemand Freimaurer? Darauf gibt es so viele Antworten wie Brüder. An oberster Stelle steht grundsätzlich, dass man sich als Mensch weiterentwickeln will. Manche wollen auch Menschen kennen lernen, denen sie sonst nie begegnet wären. Andere suchen Zonen der Ruhe in der hektischen Welt. Wieder andere wollen über Themen reden können, die im Alltag viel zu kurz kommen. Für die meisten erfüllt sich das alles. Wer Freimaurer wird, hat die Chance, aus seinem Leben mehr zu machen.
Warum wir nur Männer aufnehmen
Wussten Sie, dass es nicht nur Freimaurer sondern auch Freimaurerinnen gibt? Wussten Sie nicht? Verzeihen Sie diese rhetorische Gegenfrage. Wir haben Sie gestellt, weil uns bewusst ist, dass die allermeisten Menschen glauben, Freimaurerei sei nur Männersache oder gar etwas Männerbündisches. Nein, es gibt auch Frauenlogen.
Man unterscheidet drei Varianten
Ganz allgemein gesagt gibt es Logen, die nur Männer oder nur Frauen oder Frauen und Männer aufnehmen. Und das ist nicht einmal neu, also keine Folge der heutigen Frauenbewegung: Diese Unterschiede gibt es seit mehr als hundert Jahren. Es gibt also auch Freimaurerinnen, und zwar gar nicht wenige: auch in Österreich.
Die Logen der „Großloge von Österreich“ nehmen nur Männer auf. Wir stehen damit in der Tradition der altehrwürdigen „United Grand Lodge of England“. Aber wie diese bejahen wir selbstverständlich die Emanzipation der Frauen: ihre Gleichheit vor dem Gesetz und im wirklichen Leben. Und wir respektieren die Logen, die bei der Aufnahme ihrer Mitglieder anderen Traditionen folgen.
Manchmal wollen Männer und Frauen unter sich sein
Widerspricht die Geschlechtertrennung aber nicht dem Zeitgeist? Müssten wir also nicht auch Frauen aufnehmen, gar eine Frauenquote einführen? Wir glauben nein, und zwar aus gutem Grund: Auch in der modernen Gesellschaft, in der die Geschlechter gleichberechtigt sind, gibt es in etlichen Bereichen des Alltags Räume des persönlichen Lebens für Frauen oder Männer. Man muss nur die Freizeitgewohnheiten vieler Menschen beobachten: Da organisiert sich das ganz von selbst. Oder um es kultursoziologisch zu sagen: Es gibt und gab wohl keine Gesellschaft ohne nach Geschlechtern getrennte Rückzugsmöglichkeiten für Frauen und Männer.
Ob das jemand auch in der Freimaurerei will, kann jeder für sich entscheiden, gibt es doch – siehe oben – Logen nur für Männer, rein feminine und gemischte Logen.
Woher die Freimaurerei kommt
Die Anfänge liegen im Dunkeln. Man sagt, dass mit dem Rückgang der Dombautätigkeit die bis ins 17. Jahrhundert florierenden Dombauhütten, die Hüter der Steinmetzkunst, begannen, auch Nicht-Handwerker aufzunehmen. So entstanden im britischen Königreich die Gesellschaften der „Free and Accepted Freemasons“, der „Freien und Angenommenen Freimaurer“ – „angenommen“ waren jene, die nicht der Steinmetz-Zunft angehörten. Die rituellen Verhaltensweisen und Symbole aus der hochentwickelten Dombaukunst wurden in diesen Zusammenkünften übernommen, ebenso Symbole aus antiken Mysterienbünden. 1717 bildeten dann in London vier solcher „Logen“ die erste „Großloge“.
Am Anfang stand die Modernisierung der Gesellschaft
Noch hatten die alten Mächte das Sagen, aber das Neue entwickelte sich schnell, und die Freimaurer standen für das Neue, das Aufgeklärte: Im 18. Jahrhundert verbreiteten sich die Freimaurerlogen sowie andere Vereinigungen, die ähnliche Ziele verfolgten, nicht nur auf den britischen Inseln, sondern bald auch auf dem europäischen Kontinent; schließlich unter Joseph II. auch in Österreich. Wichtige Berater des Herrschers waren Freimaurer. Ebenso waren viele Wissenschaftler Freimaurer oder manche Geistliche oder Künstler wie Wolfgang Amadeus Mozart.
Doch in Österreich war die Blüte des Neuen und Aufgeklärten damals nur kurz: 1795 verbot der Habsburgerkaiser Franz II./I. die Freimaurerei aus Furcht vor Veränderungen. Während sich die Bewegung in Westeuropa weiterentwickelte, dauerte die Unterdrückung in Österreich mehr als ein Jahrhundert. Erst 1918 nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, dem Abtritt der Habsburger und der Ausrufung der demokratischen Republik konnte sich die Freimaurerei in Österreich wieder entfalten. Doch nach weiteren zwanzig Jahren war es schon wieder vorbei: nach dem Einmarsch in Österreich im März 1938 ließ der Diktator Adolf Hitler die Freimaurerbewegung sofort wieder verbieten. Sie passte nicht in den totalitären, alles bestimmen wollenden Nazistaat.
1945 war nach Millionen Opfern auch der Zweite Weltkrieg vorbei und die Nationalsozialisten waren Geschichte. Also musste und konnte die österreichische Freimaurerei zum dritten Mal neu beginnen.
Heute geht es um die Arbeit an sich selbst
Seit dem 18. Jahrhundert hat sich die Welt verändert, in vielen Ländern obsiegte die Idee des demokratischen Rechtsstaates. Und so wandelte sich auch die Freimaurerei: Die in manchen Logen geführten Diskussionen um die Reformen der politischen Systeme und Veränderungen der Gesellschaft wurden abgelöst vom Bemühen jedes einzelnen Bruders, sich selbst zu „reformieren“, ein besserer Mensch zu werden. In ihrer Symbolsprache sagen die Freimaurer: Wie die alten Steinbaukünstler bearbeiten wir den rauen Stein, der wir selbst sind, und versuchen, daraus einen vollkommeneren Stein zu machen.
Welche Fragen uns sonst oft noch gestellt werden
Hier finden Sie weitere Antworten auf Fragen, die uns gelegentlich erreichen, entweder in persönlichen Gesprächen oder auch schriftlich.
Welche politische Richtung vertritt die Freimaurerei?
Wenn damit Parteipolitik gemeint ist, lautet die Antwort: keine. In den Logen ist es sogar ausdrücklich verpönt, über aktuelle Parteipolitik zu diskutieren oder gar zu streiten. Ist damit aber so etwas wie Gesellschafts- oder Grundsatzpolitik gemeint, dann wollen wir auf unsere Prinzipien hinweisen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Wir wissen, dass dies große und geduldige Worte sind, und dass sie in der Lebenswirklichkeit auch im besten Fall nur annähernd erreicht werden können und zu allem Überfluss oft auch noch zu Widersprüchlichkeiten führen. Aber eine verantwortungsbewusste Politik findet das richtige Maß, damit im Interesse aller betroffenen Menschen umzugehen. Politisch aktive Freimaurer oder Brüder in Führungspositionen haben den unausgesprochenen Auftrag, sich an diesen Prinzipien zu orientieren.
Wird man als Katholik exkommuniziert, wenn man Freimaurer wird?
Streng genommen müssten Sie diese Frage an die katholische Kirche stellen. Aber wir beantworten sie auch gern nach unserem bestem Wissen und Gewissen: Bis vor ein paar Jahrzehnten hatte die katholische Kirche in ihrer Verfassung einen sogenannten Freimaurerparagrafen, der mit Exkommunikation drohte. Dies rührte aus einer Zeit, als die Kirche in Sachen Lebenssinn noch einen Alleinvertretungsanspruch vertrat. Doch das ist genauso vorbei wie der Paragraf Geschichte ist. In unseren Logen gibt es religiöse Menschen verschiedener Richtungen ebenso wie Agnostiker mit ganz persönlichem Weltverständnis. Die Freimaurerei ist überkonfessionell. Sie ist keine Religion oder Kirche, sie schreibt niemandem eine bestimmte religiöse Weltanschauung oder ein Gottesbild vor. Was aber nicht mit ihren Grundsätzen harmoniert, das ist eine fundamentalistisch-kämpferische Religiosität oder ein ebenso gestrickter Atheismus.
Wie unterscheiden sich die Freimaurer von den Serviceclubs?
Im Wort Serviceclubs dürfte schon ein Teil der Antwort liegen: Anders als bei den Freimaurern gehört bei jenen zum Vereinszweck auch das Netzwerken. Bei einem systematischen Vergleich fällt darüber hinaus am meisten auf: Ein entwickeltes Ritual wie die Freimaurer haben die Serviceclubs nicht. Und: Die Freimaurer legen besonderen Wert auf die persönliche Vervollkommnung und das humanitäre Handeln jedes einzelnen Mitglieds, hingegen wirken Serviceclubs durch Wohltätigkeitsaktionen, die sie mit ihrem Namen verbinden, stärker als Institutionen nach außen. Toleranz und Humanität, Geselligkeit und Freundschaft sind ebenso wichtig wie bei den Freimaurern, das Gefühl der Brüderlichkeit, das jedem Freimaurer sofort nach seiner Aufnahme in die Loge entgegenströmt, wird jedoch nicht so betont. Aus unserer Sicht sind die Serviceclubs genauso ehrenwerte Vereinigungen wie die Logen, und es gibt Brüder, die Mitglieder in beiden Systemen sind. Auch die Gründer der bekannten Serviceclubs Rotary und Lions vor einem Jahrhundert waren übrigens Freimaurer.
Stimmt es, dass die „Zauberflöte“ eine Freimaureroper ist?
Die „Zauberflöte“ wurde vom engagierten Freimaurer Wolfgang Amadeus Mozart komponiert, und das Libretto schrieb Emanuel Schikaneder, ebenfalls ein Logenmitglied. Die Oper spielt in ihrem sehr verwirrenden Verlauf auch mit einigen freimaurerischen Ritualelementen, und in der Musik kommen Akkorde vor, die man als typisch freimaurerisch deuten könnte. Vor allem aber entwickelt sich die Handlung immer mehr von der Zauberposse zur Verkündigung freimaurerischer Ideale wie Toleranz und Menschlichkeit. Viele musikbegeisterte Freimaurer haben daher eine ganz persönliche Beziehung zu dieser Oper.
Was passiert einem Bruder, der wieder ausgetreten ist?
Gar nichts. Bitte glauben Sie den Unsinn nicht, der in dieser Frage steckt und immer wieder verbreitet wird. Anders als zum Beispiel bei einem Sportklub ist die Mitgliedschaft zwar auf Dauer angelegt; idealerweise für das ganze Leben, was durchaus logisch ist, wenn man die Freimaurerei richtig versteht. Aber jeder kann natürlich seine Loge auch wieder verlassen. Dies geschieht gelegentlich auch. Wir tragen ihm nichts nach. Er wird seine wohlerwogenen Gründe haben. Selten kommt es auch vor, dass ein Mitglied gegen seinen Willen ausgeschlossen wird, etwa wenn es gegen freimaurerische Grundsätze grob verstößt. Dem muss aber intern ein streng geregeltes Rechtsverfahren vorausgehen.
Sind die Freimaurer auch karitativ tätig?
Ja natürlich, und zwar auf zwei Ebenen: Zum einen spenden die Großloge und die Logen immer wieder Geld an große und kleine karitative Organisationen und unterstützen Notleidende. Zum anderen engagieren sich viele Freimaurer bei ganz verschiedenen sozialen Projekten; dies nicht nur finanziell, sondern auch mit Rat und ganz handfest mit Tat. Die Freimaurer verbinden ihr karitatives Tun in der Kommunikation nach außen nicht mit der Freimaurerei oder der Großloge oder ihrer Loge. Sie tun es einfach.
Warum werden Freimaurer verdächtigt, hinter Verschwörungen zu stecken?
Zunächst: Viele Menschen sind anfällig für Verschwörungstheorien. Diese liefern auf komplexe Fragen einfache Antworten. Ein Bösewicht ist schnell identifiziert, und da es emotionale Glaubensvorstellungen sind, können sie in einer faktenorientierten Diskussion nicht widerlegt werden. Jedenfalls nicht im Gespräch mit Leuten, die davon überzeugt sind: kein starker Glaube ist durch Argumente erschütterbar, mögen diese auch noch so stichhaltig sein. Und warum die Freimaurer? Weil sich in vordemokratischen Zeiten kirchlich und staatlich Mächtige und ihre Anhängerschaften von den freimaurerisch-humanitären Ideen, deren Internationalität und Freiheitsidealen bedroht fühlten. Und so schürten sie gegen die Freimaurer und andere angebliche „Täter”, wie etwa die Juden, die Jesuiten oder gar die Illuminaten, obwohl dieser Bund vor mehr als zwei Jahrhunderten kaum zwanzig Jahre existierte. In den letzten Jahrzehnten änderte sich die Liste der „Verdächtigen“, und die Freimaurer rücken nun seltener ins Blickfeld von Verschwörungstheorien. Vielleicht weil eine besser informierte Öffentlichkeit das heutzutage kaum mehr ernst nehmen würde.
Woher kommt das Wort ‚Freimaurer‘?
Vom englischen „freemason”. Eine sogenannte Lehnübersetzung, also die Übertragung eines Doppelwortes aus dem 18. Jahrhundert ins Deutsche: „Freimaurer”. Zugegeben: Es ist eine nicht sehr glückliche Übersetzung, weil das Wort „Maurer” in uns das Bild eines Mannes entstehen lässt, der Ziegel auf Ziegel schichtet: ein „bricklayer”. Entsprechender ist die Vorstellung eines Bildhauers, der einen Stein mit verschiedenen Werkzeugen künstlerisch bearbeitet. Das englische Wort „mason” bedeutet je nach Kontext das Eine oder das Andere: Steinbildhauer oder Maurer.
Und woher kommt der Wortbestandteil „frei”? Manche Historiker sagen von „free stone”. Das ist ein weicher Sandstein, der in England aber auch hierzulande beim Bau der gotischen Dome eingesetzt wurde, ganz besonders für die Gestaltung der plastischen Elemente. Andere führen das „frei” darauf zurück, dass die Arbeit der alten Dombaukünstler im Gegensatz zu den früher üblichen Zünften nicht streng reguliert war, sondern eine Art freies Kunstgewerbe. Beide Erklärungen weisen jedenfalls darauf hin, dass es nicht um den Maurer im heutigen Sinn ging, sondern um den Steinmetz oder Steinkünstler. Es hätte also bessere Übersetzungen gegeben. Aber wir heißen nun einmal Freimaurer und leben seit drei Jahrhunderten damit.