Über einen leidenschaftlichen Europäer

Endlich gibt es eine umfassende Arbeit über eine der interessantesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: Richard Coudenhove-Kalergi – visionärer Paneuropäer und Freimaurer. Der renommierte Zeithistoriker Walter Göhring hat in jahrelangen Recherchen Material aus zahlreichen Archiven über den Gründer der Paneuropa-Bewegung und unermüdlichen Kämpfer für ein vereintes Europa zusammengetragen. Göhring hat damit nicht nur eine Biografie über Richard Coudenhove-Kalergi geschrieben, sondern gleichzeitig die jahrzehntelangen (vergeblichen) Bemühungen um Einigkeit auf dem alten Kontinent, auch nach dem Tod des Paneuropa-Initiators, bis in die Gegenwart beleuchtet.

Friedensnobelpreisträger Alfred Hermann Fried, selbst Freimaurer in der Loge Sokrates und dann in der Loge Humanitas, hatte in Coudenhove-Kalergi einen jungen Mann erkannt, der mit seinen Idealen und weltoffenen Gedanken innerhalb der Freimaurerei wesentliche Beiträge für den Frieden in Europa liefern könnte. Aber erst nach Frieds Ableben wurde Richard Coudenhove-Kalergi im Dezember 1921 in der Loge Humanitas aufgenommen. Bereits viereinhalb Jahre später, im Mai 1926, suchte er jedoch um Deckung „aus Gründen der Politik“ (wie er schrieb) an.

Das Buch gibt tiefe Einblicke in das Privatleben Coudenhove-Kalergis, wobei der Autor auf die Beziehung zu den Freimaurern ausführlich eingeht. Breiten Raum nehmen auch die vielfältigen Kontakte zu herausragenden europäischen Persönlichkeiten ein, bei denen Coudenhove-Kalergi für seine Ideen warb – allen voran zum französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle und zum deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer.

Es ist ein Buch, das die Arbeit des großen Paneuropäers als wichtiger Impulsgeber würdigt und den der Autor beschreibt als „Mann der zweiten Linie, der sein Wissen im Sinne der Weiterentwicklung einer sich globalisierenden Welt an Entscheidungsträger weitergegeben und so Spuren hinterlassen hat“.

Walter Göhring: Richard Coudenhove-Kalergi. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 2016. ISBN 978-3-218-01047-4

Weitere Informationen über Richard Coudenhove-Kalergie: hier.