Katholische Rosen
Unser Jubiläumsjahr fing gut an: mit einer Anerkennung von prominenter katholischer Seite. In seiner Neujahrsansprache würdigte der Erzbischof von Prag, Kardinal Dominik Duka, zuerst das diesjährige Luther-Jubiläum: 500 Jahre Thesenanschlag in Wittenberg. Und dann ganz überraschend auch das Jubiläum der ältesten Großloge, der Großloge von London. Sie wird heuer 300 Jahre alt, ein Ereignis, das in der ganzen Freimaurerwelt gefeiert wird.
Ins Deutsche übertragen sagte der Kardinal: „Zweihundert Jahre nach Martin Luther, im Jahr 1717, hegten in London spirituelle und intellektuelle Denker Zweifel, dass man die Welt nur mit dem Glauben auf der Grundlage der Bibel verbessern könne. Das war die Gesellschaft der Freimaurer. Sie reagierten auf die Lage nach dem 30-jährigen Krieg, der eine große Katastrophe war, vor allem auch für Mitteleuropa. Und sie sahen, dass die Zukunft zwar in den Händen des Weltarchitekten liegt, also des Schöpfers, dass sie aber ebenso von der Vernunft und der Toleranz der Menschen abhängt.“
Angesichts vieler Reibereien, die es in der Geschichte zwischen der Katholischen Kirche und der Freimaurerei gab, ist das eine bemerkenswerte Klarstellung durch einen ranghohen katholischen Würdenträger.