150 Jahre „Humanitas“: unsere älteste Loge
Das historische Logenabzeichen der Loge „Humanitas“ aus ihrer Gründungszeit 1871/72. Der lateinische Text LATOMIAE IN AUSTRIA REGENERATRIX heißt auf Deutsch: „Die Freimaurerei in Österreich wiedererweckt“.
Das weist darauf hin, dass diese Loge gegen Ende des 19. Jahrhunderts am Anfang eines Neubeginns des masonischen Lebens im Habsburgerreich stand, nämlich in den Jahren 1871/72, als es nach langer Pause wieder möglich wurde, in der ungarischen Reichshälfte der jetzt neu konstituierten Doppelmonarchie Freimaurerlogen zu gründen.
Zwar gab es unter den Habsburgern auch im 18. Jahrhundert schon Logen, doch dann kam ein langes Verbot: Anders als in praktisch allen anderen Staaten Mittel- und Westeuropas haben sie die Freimaurerei ab 1795 verboten: die Logen waren ihnen zu liberal, zu progressiv. Erst ein Dreivierteljahrhundert später, als das Herrscherhaus und die es tragenden Schichten in die Defensive gekommen waren und als Folge dessen das Imperium in eine Doppelmonarchie umgewandelt wurde, öffnete sich die Türe wieder ein wenig: zwar nicht in der österreichischen Reichshälfte, aber in der innenpolitisch selbständigen ungarischen, wo ein viel moderneres Vereinsgesetz beschlossen worden war. Das machte den Weg frei: Fortschrittliche Wiener Bürger gründeten nun über der nahen österreichisch-ungarischen Binnengrenze Freimaurerlogen.
Die Loge „Humanitas“ war die erste dieser sogenannten Grenzlogen; insgesamt vierzehn wurden es bis zum Ersten Weltkrieg. Und 1918 als die Monarchie und das Imperium implodierten und die Republik Österreich mit einem reformierten Vereinsrecht gegründet wurde, übersiedelten sie alle schon wenige Tage nach Kriegsende nach Wien und formierten hier gemeinsam eine Großloge: heute die Großloge von Österreich.
Weitere Informationen über die Loge „Humanitas“ einschließlich dem zweiten Neubeginn der österreichischen Freimaurerei nach Ende der Nazizeit 1945: Geschichte der „Humanitas“